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Komposition 
white noise


white noise (2020)


Die Arktis galt lange als ein ewig eisbedeckter Ort der Stille. Ein stabiles Ökosystem, Heimat ganz spezifischer Tierarten, wie z. B. des Narwals oder der Sattelrobbe. Allerdings schmilzt das Packeis in den letzten Jahren rasant: Es gibt Prognosen, dass der arktische Sommer bereits in 40 Jahren eisfrei sein könnte. Mich hat in meiner Komposition ein eher vernachlässigter Aspekt interessiert: Was passiert auf auditiver Ebene – ist der arktische Klimawandel konkret hörbar? In zahlreichen Studien wird die Lärmbelastung auf das Meer und seine Fauna untersucht. Wale z. B. orientieren sich fast ausschliesslich über das Gehör, denn in der Dunkelheit des Ozeans werden Seh- und Geruchssinn obsolet. Was passiert also, wenn durch rapide schmelzende Eismassen immense Lärmemissionen entstehen? Wenn die Pufferschicht Eis immer dünner und das Meer stetig lauter wird? Wenn durch mildere Temperaturen auch menschliche Eingriffe wie Ölbohrungen oder Schifffahrt immer mehr expandieren und sich zu einer unerträglich lauten Geräuschkulisse aufwerfen?

In meinem Stück bin ich diesen Fragen nachgegangen und habe am Beispiel der Grönlandwale deren Reaktion auf die hörbaren klimatischen Veränderungen untersucht. Diese Tiere können über 200 Jahre alt werden – es könnte also sein, dass sie noch in eine Welt vor der Industrialisierung hineingeboren worden sind und sich heute in einer Umgebung wiederfinden, die sich fast schon täglich verändert.


Audio: Rike Huy: Trompete, Olivier Darbellay: Horn, Stephen Menotti: Posaune (UA)

︎ Radiosendung Die Zündschnur oder Komponieren um “5 vor 12”




N° 02





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